Feuerspucken

Interview mit Patrick alias feuerfonger

Interview mit Patrick alias feuerfonger

Dies ist ein Interview, bei dem ich vor ein paar Jahren Rede und Antwort gestanden habe. Zufälligerweise habe ich hierzu noch Aufzeichnungen gefunden. Grund genug, diese im Blog zu verewigen.

 


Das Interview mit Patrick

Frage 1

Patrick, welcher Teil deiner Arbeit bereitet dir besonders viel Freude und warum? Warst du bereits immer schon künstlerisch aktiv und hast gerne eigene Shows vorgestellt? Entwickelst du all deine Shows selbst oder hast du kleine Helferlein, welche dich in diesen Bereichen unterstützen? 

Bei meinen Auftritten gibt es eigentlich zwei Aspekte, die mich jedes Mal aufs Neue begeistern. Zum einen ist das die Urgewalt des Feuers, mit der man arbeitet und die man kontrolliert. Beim Feuerspucken entsteht eine enorme Hitzewelle und es fühlt sich atemraubend an, wenn sie über einem hoch steigt. Zum anderen sind es die Interaktion und die Begeisterung der Zuschauer, was immer wieder schön ist. Jeder Zuschauer kennt Feuerspucker aus dem TV oder vom Hörensagen, aber das Live-Erlebnis ist wirklich überraschend. Versprochen.

Ich selbst fand mich nie besonders kreativ, aber das war vermutlich ein verzerrtes Selbstbild. Meine Shows habe ich immer selbst entwickelt, aber mich natürlich inspirieren lassen von anderen Shows und von anderen Kleinkünstlern.

Einige meiner Feuerspucker-Tricks habe ich selbst entwickelt. Seit etwa 1995 mache ich zum Beispiel das Feuerspucken vornüber gebeugt durch die Beine – und kenne keinen Feuerspucker, der das vor mir bereits gemacht hat.

 

Frage 2

Welche Tipps kannst du Menschen geben, welche ebenfalls daran interessiert sind, Feuershows zu machen? Wie lange muss pro Tag geübt werden, damit eine Show auch sicher ablaufen kann? Bist du der Meinung, dass für diese Art von Beruf durchaus ein gewisses Talent vorhanden sein muss oder können die Showelemente relativ leicht gelernt werden?

Feuershows sind inzwischen sehr komplex und zu den reinen Fertigkeiten des Feuerspuckens & Feuerschluckens gesellen sich schnell auch andere Feuertricks wie POI, Devil Stick und Diabolo dazu. Diese Jongliertechniken sind meines Erachtens nicht so schnell erlernbar und brauchen Zeit und Geduld. Beim Feuerspucken oder Feuerschlucken ist es anders: Die Grundtechnik kann man verhältnismäßig schnell lernen – danach zählt nur noch Praxis.

In meinem Buch Feuerschlucken & Feuerspucken (Erstauflage 1997) habe ich zwei Lernmethoden skizziert, mit denen man sich der Feuerkunst nähern kann. Und dem Feedback auf das Buch über die Jahre entnehme ich, dass das wohl nicht ganz so verkehrt war.

 

Frage 3

Du bietest neben deinen Shows auch sogenannte Produkttests für Equipment der Feuershows an. Welchen Hersteller würdest du nach diesen Tests in dieser Branche besonders empfehlen und warum? Was ist deiner Meinung nach die beste Feuerspuckfackel und warum? Worauf muss beim Kauf von diesen Produkten besonders geachtet werden?

Die Frage ist schnell beantwortet, da das Angebot auf dem Markt recht überschaubar ist. Am besten geeignet ist nach meiner Einschätzung seit vielen Jahren das Spezial-Pyrofluid für Feuerspucker der Firma Safex (Pyrofluid FS).

Zum Feuerschlucken und als Brennmittel für die Fackeln finde ich nach wie vor einfaches Wundbenzin aus der Apotheke am besten. Hier gibt es keine Notwendigkeit auf Spezialpräparate zuzugreifen – gibt es aber natürlich auch.

Zu guter Letzt bleibt da noch die Fackel: Hier gibt es ein sehr gutes Exemplar von Mr Babache (Zipp Lighting Stick), erhältlich im Jonglierbedarf. Die Fackel ist leicht, der Griff ist gummiert, der Schaft erhitzt nicht so schnell und das Dochtband kann ausgetauscht werden. Das ist genau das, was man braucht. Jonglierfackeln sind zum Feuerspucken geeignet (zu dick und zu unhandlich), nicht aber zum Feuerschlucken.

 

Frage 4

Kannst du den Unterschied zwischen Feuerschlucken und Feuerspucken kurz erklären? Inwiefern unterscheiden sich diese beiden Shows voneinander? Welche Gemeinsamkeiten weisen sie dennoch auf? Für welches Publikum würdest du welche Show eher empfehlen und warum?

Na klar. Feuerschlucken bedeutet, dass der Feuerkünstler eine brennende Fackel in den Mund einführt und löscht. Da steckt ein bisschen Technik dahinter, aber letztlich sieht es so aus, als wenn der Künstler die Flamme mit den geschlossenen Lippen im Mund ersticken würde. Beim Feuerspucken hingegen bläst der Feuerkünstler einen fein zerstäubten Nebel aus Pyrofluid (alternativ gehen auch Bärlappsporen) in eine offene Flamme, wodurch sich der Sprühnebel entzündet und die typischen Feuerbälle und Feuerstrahlen formt.

In Feuershows sieht man übrigens häufig beides zusammen. Ich trenne das überhaupt nicht. Das Faszinierende ist ja gerade, dass beides, unmittelbar hintereinander ausgeführt, gefahrlos zusammen funktioniert.

Aber ich habe in der Vergangenheit auch Indoor-Shows gemacht und da nur auf Feuerschlucken gesetzt. Feuerspucken ist ja aus ersichtlichen Gründen nicht so besonders gut geeignet für innen. Das kam auch immer sehr gut beim Publikum an.

Grundsätzlich würde ich aber immer Feuerspucken & Feuerschlucken kombinieren und zusätzlich um weitere Tricks und Effekte mit Feuer ergänzen. In meinem zweiten Buch Kleinkunst spektakulär habe ich dazu übrigens ein eigenes Kapitel geschrieben. *grins*


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Tricks für Feuerspucker: eine Sammlung

Tricks für Feuerspucker: eine Sammlung

In den vielen Jahren Feuerkunst habe ich einige Tricks kennengelernt und erlernt, sogar auch erfunden (siehe weiter unten). Auf dem Wikipedia-Artikel zum Thema bin ich über eine schöne Liste gestoßen, die verschiedene Tricks aufführt und erklärt.

Grund genug, dieser Liste einmal einen Beitrag zu widmen und hier vorzustellen. Ich habe mit allerdings die Freiheit genommen, die Tricks neu zu sortieren und zum Teil zusammenzufassen.


Standard-Tricks

1. Feuerball

Mit wenig Druck wird ein Flammenstoß ausgeführt, so dass die Flamme einem Ball ähnelt.

2. Feuerhusten

Zwei bis drei kleine Feuerstöße oder Feuerbälle, ohne neues Fluid in den Mund zu nehmen.

3. Feuerstoß

Es wird etwas Fluid knapp über die Fackel gespuckt, was einen breiten und mittelmäßig langen Feuerstrahl ergibt. Die Fackel wird dabei oft von unten in den Strahl geführt.


Varianten der Standard-Tricks

4. Drache

Waagerechter, lang anhaltender und breiter Feuerstrahl. Man spuckt weiter, obwohl der Strahl bereits brennt. (Also waagerechte Variante vom Feuerstrahl.)

5. Feuerstrahl

Unter hohem Druck wird ein dünner und langer Strahl von Fluidnebel erzeugt, der entzündet wird. (Ähnlich Feuerstoß, aber deutlich länger und höher.)

6. Flammenwolke

Ein feiner Nebel, ähnlich dem Feuerball, wird fast waagerecht mit sehr wenig Druck gespuckt. Für größere Wolken fängt man bei 45 Grad an und geht dann in die Waagerechte. Diese Fluidwolke entzündet man, nachdem alles gespuckt wurde, von unten und erhält einen in der Luft stehenden Feuerball. (Variante vom einfachen Feuerball.)

7. Springbrunnen

Ohne weiteres Fluid in den Mund zu nehmen, werden mehrere Feuerstrahlen erzeugt. (Intensiver als der Feuerhusten.)

8. Feuerbogen

Man spuckt von links nach rechts in einem hohen Bogen eine schöne Kurve. (Variante vom einfachen Feuerspucken.)
— Danke an Felix —

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Anspruchsvolle Tricks

9. Dead Man

Der Feuerspucker legt sich, den Mund gefüllt, mit dem Rücken auf den Boden und spuckt senkrecht in den Himmel.

10. Herz

 

Beim Spucken der Wolke einen Finger an die Lippen halten, es entstehen zwei Feuerbälle, die sich zu einem Herz vereinen. Möglichst dicke Fackel nehmen, sie verlischt sonst.

Ein Herz ganz ohne zusätzlichen Finger

11. feuerfonger

 

Breitbeinig hinstellen und den Oberkörper soweit vornüber beugen, bis man den Feuerball durch die Beine hindurch nach hinten spucken kann.

Kopfüber Feuerspucken ist imposant

12. Menschliche Fackel

Körperteile, meistens eine Hand oder auch beide, sind mit speziellem Material geschützt und werden entzündet. Diese Flammenquelle dient dann als Fackel.

Feuerhandschuhe als menschliche Fackel genutzt

13. Turm

Den Kopf in den Nacken legen und einen senkrechten Strahl in den Himmel spucken. (Die einfachere Variante vom „Dead Man“.)

14. Feuerblume

Mit schweren Lykofackeln dreht man sich schnell um die eigene Achse und nutzt die aufsteigende Flammenwolke, um einen Strahl Fluid zu zünden, den man senkrecht nach oben pustet.
— Danke an Felix —

Und hier gehts zum oben genannten Wikipedia-Artikel:

Feuerspucken auf Wikipedia

Hinweise:
Ich freue mich über Rückmeldungen, Korrekturen, Ergänzungen und weitere Tricks und Varianten. Nur zu, nutzt die Kommentarfunktion!

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Wie gefährlich ist Feuerspucken?

Ich habe mich einmal auf die Suche gemacht nach mehr Informationen zum Feuerspucken mit Pyrofluid vs. Lycopodium. Und siehe da, ich bin auf eine ältere Studie gestoßen.

Lycopodium
Lycopodium (Bärlappsporen)

Wir Feuerspucker kennen die Lage ja: Es gibt klare Verfechter, die auf Pyrofluids setzen, und natürlich solche, denen nur Bärlappsporen (Lycopodium) ins Haus bzw. in den Mund kommt.

Es ranken sich auch einige Mythen um beide Brennmittel. Man sagt, dass die Gefahr einer Lungenembolie bei der Verwendung von Fluids höher ist. Und dass das Verschlucken der Sporen sehr unangenehm, aber gesundheitlich vertretbarer ist. Es gibt viele Feuerspucken, die den Fluids die besseren Flammenbilder zusprechen.

Glücklicherweise bin ich nun auf eine etwas ältere Studie gestoßen, die die Gesundheitsgefährdung und Gesundheitsrisiken anhand einer Umfrage gegenübergestellt hat. Das Ergebnis ist – wie ich finde – echt interessant und spannend.

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Es zeigt sich zum Beispiel, dass die vordergründigen Beschwerden wie Husten usw. bei Lycopodium öfter vorkommen, bei Fluids es aber öfter zu hartnäckigeren Beschwerden wie Verbrennungen kommt.

Aber grundsätzlich kann man nicht oft genug betonen, dass Feuerspucken einfach gefährlich ist. Man kann zwar die Risiken minimieren, aber nie ausschalten. Und auch die Wahl des Brennmittels löst das Risikothema nie vollends auf.

Ich persönlich benutze immer Pyrofluid (und zwar das von Safex), da ich damit am besten zurecht komme. das ist aber rein subjektiv und meine persönliche Meinung. Mit Lycopodium bin ich nie gut klargekommen. Die erste Feuerspuckversuche habe ich allerdings mit ungereinigtem Baumarktpetroleum und später mit Lampenöl gemacht. Erstes war der helle Wahnsinn und ist wirklich nicht zu empfehlen. Lampenöl hingegen geht, schmeckt aber einfach nicht toll.

Und hier geht es zum Artikel:

Wie gefährlich ist Feuerspucken?
Betrachtungen aus der medizinisch-wissenschaftlichen Sicht und quantitative Umfrage in der Feuerspucker-Community
(Dr. Jana Zimmermann)

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